Das Untersuchungsgebiet
Früher (vor etwa 1 000 Jahren) lag der Ort Eich direkt am Rhein. Im 6. Jh. begann der natürliche Abschnürungsprozess des Altrheins vom Rhein. Dieser Prozess wurde ab 1817 durch die von Johann Gottfried Tulla durchgeführte Rheinbegradigung noch verstärkt. Heute liegen Eich und Gimbsheim etwa 2 km vom Rhein entfernt. Die entstandenen Verlandungszonen und die ausgedehnten Schilf- und Wasserflächen stellen einen bedeutenden Lebensraum in erster Linie für Vögel dar. Zahlreiche gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten finden hier Brutmöglichkeiten: Zwerg- und Schwarzhalstaucher, Zwergdommel, Purpur- und Graureiher, Schnatter-, Krick-, Knäk-, Reiher- und Tafelente, Schwarzmilan, Rohrweihe, Wasserralle, Eisvogel und Lachmöwe sowie die Singvogelarten Uferschwalbe, Blaukehlchen, Rohrschwirl, Schilf- und Drosselrohrsänger, Bart- und Beutelmeise (Dietzen & Henß 2005). Zudem sind sie wichtige Rast- und Überwinterungsmöglichkeiten für Zugvögel.
Diesen Tatsachen wurde zuerst 1966 Rechnung getragen, als ein Teil des Altrheins (162 ha) als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen wurde. 1979 folgten weitere 112 ha, damit war das NSG "Gimbsheimer Altrhein" geboren. Es stellt somit das erste und bislang größte NSG im Landkreis Alzey-Worms dar. Seit 2001 ist es ausgewiesenes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet gemäß 92/43/EWG und seit 2004 EG-Vogelschutzgebiet gemäß 79/409/EWG.
Das mit ca. 274 ha größte zusammenhängende Schilfgebiet in Rheinland-Pfalz (mit einer Länge von etwa 4.5 km und einer Breite von 600 m) liegt innerhalb des Landschaftsschutzgebietes Rheinhessisches Rheingebiet und ist eines von insgesamt 542 Important Bird Areas in Deutschland.
Das NSG umfasst vier verschiedene Lebensraumtypen: offene Wasserflächen mit ausgedehnten Schilfbeständen (angrenzend außerdem Heinrichs-Talaue-See und Elisabethensee), Au- und Bruchwald längs des ehemaligen Uferbereichs (vorrangig Populus, Alnus, Salix), Großseggenriede im Kernbereich und am Rand sowie Streuwiesen mit Gebüsch (Crataegus, Sambucus). Angrenzend und auch im Kernbereich findet man zudem landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen (Wingerte, Ackerland) und Siedlung (Steinborn 2004).
Vor allem durch den letzten Punkt ergeben sich natürlich auch Probleme. Diese sind hier hauptsächlich Jagd, Freizeitdruck sowie landschaftsplanerische Vorhaben. Zudem ist der Wasserstand nicht mehr so hoch, wie er in einem Schilfbestand sein sollte, da auf Grund der recht hohen Grundwasserstände im Gebiet im April 2001 eine Grabenschließe zerstört wurde, die den Abfluss des Seebachgrabens über das NSG Eich-Gimbsheimer Altrhein in den Rhein regelt, in der irrigen Meinung, damit die im gesamten Oberrheintal hohen Grundwasserstände in der Gemeinde senken zu können (Naturschutz in Rheinland-Pfalz, Ausgabe 4/01, vom 26. Oktober 2001). Nach provisorischer Reparatur war der Wasserstand 2007 schon erheblich höher. Mittlerweile ist auch eine dauerhafte Lösung in Sicht.
Besonderes Augenmerk sollte man auch auf die direkt angrenzenden Gebiete Meerwasser, Altrheinsee und Bannaue haben, denn auch diese beherbergen wertvolle Lebensräume.
Impressionen
Farbexplosion am Heinrich-Talaue-See, fotografiert am 14.8. von D. Benkel.
Abendliche Lichtblicke, fotografiert am 21.8. von D. Benkel.
Sonnenuntergang, fotografiert am 14.8. von D. Benkel.